Improvisation

Einleitung

Das Spektrum der Improvisation in der barocken Musik reicht von der spontanen Verzierung / Diminution, der Ausschmückung und Abwandlung vorgegebener Melodien, der harmonischen Variation bekannter Lieder über die stilgebundene spontane Aussetzung bis hin zur Erfindung ganzer Werke aus dem Stegreif.

 

Entgegen weit verbreiteten Vorurteilen, muss einem das Improvisieren nicht „in die Wiege“ gelegt worden sein, es ist zum grössten Teil eine erlernbare Fertigkeit, die sich gezielt trainieren lässt.

 

Eine wesentliche Voraussetzung zum Erlernen stilgebundener Improvisation ist das Training musikalischer Bausteine, die als Spielreflexe abrufbereit in allen wichtigen Tonarten zur Verfügung stehen und spontan kombiniert und erweitert werden können.

 

Um überhaupt mit dem Improvisieren beginnen zu können, muss zunächst eine Ausgangsbasis geschaffen werden, mögliche Bausteine, eine Aufgabe, ein Satzmodell, eine Melodielinie, eine Gerüst. 


Später können eigene Formen und Abläufe aus den bereits bekannten und geübten Bausteinen und Modellen kreiert werden.

 

Es gilt also zunächst, dem Spieler ein Repertoire an Formeln und Bausteinen zur Verfügung zu stellen, mit dem er eigenständig weiterarbeiten kann. 


 

Dies zu tun, ist Ziel meiner Methode, die ich Ihnen hier anhand verschiedener Aufsätze, Artikel und Übungssequenzen vorstellen möchte.

 

Mein zentrales Anliegen ist es, historische Theorie für den heutigen Praktiker auf eine Weise zugänglich zu machen, welche die improvisatorische Praxis  als wesentlichen Verbindungspunkt einbezieht und neue Wege für die aktuelle Hochschullehre eröffnet. 

Für den Studenten der musiktheoretischen Fächer wiederum soll die Methode eine praktische Ergänzung darstellen, mit deren Hilfe er sein theoretisches Wissen stärker und kreativer mit der Praxis verbinden kann.

Zu den Übungen

Die Übungen zur Improvisation, die ich hier präsentiere, dienen der Vermittlung meiner Improvisations-Methodik und zur Einführung in die stilgebundene Improvisation (vorrangig im barocken Stil) am Tasteninstrument.

Sie sind teils aber auch verteilt auf mehreren Melodieninstrumenten durchführbar und auf die Art pädagogisch besonders wertvoll für das polyphone Hören und die Interaktion in der Gruppe.

 

Die Übungssequenzen trainieren bestimmte Bausteine und Satzmodelle, die zur stilgebundenen Improvisation benötigt werden auf gezielte und intuitive Art und Weise und fördern einen generell improvisatorischen, kreativen und eigenständigen Umgang mit Musik.

 

Die Übungen sind alle nach einem bestimmten Schema entworfen und basieren grundsätzlich auf einer Folge von rhythmischen und melodischen Variationsformeln, die bereits selbst Mittel zur Improvisation sind, gleichzeitig aber auch ermöglichen, ein satztechnisches Modell oder einen technischen / musikalischen Aspekt in so vielen Facetten zu beleuchten, dass der Kern intuitiv und wirkungsvoll be-griffen wird.

Durch den systematisch-progressiven Aufbau der Übungssequenzen sollen also satztechnische Inhalte, die für die Improvisation und das Literaturspiel benötigt werden, intuitiv und nahezu ohne sprachlich-theoretisch Erläuterung vermittelt werden.

Vorbereitende Übungen (Technik)

Beim Improvisieren muss man in der Lage sein, spontan alle möglichen Griff- und Artikulationstechniken abrufen zu können.

Daher ist es sinnvoll, Kopf, Ohren und Finger zunächst mit grundlegenden technischen Übungen einzustimmen und auf die kommenden Übungen vorzubereiten. 

Hierzu dienen vor allem die "Technischen Übungen", die sie auf dieser website finden.

Sie führen in die generelle Arbeitsweise ein und trainieren wichtige grundlegende technische Griffmuster und Reflexe (sowie Artikulationsarten und Fingersätze), die später in den komplexeren Satzmodell-Übungen vorkommen.

Anmerkungen

Sollten Sie detailliertere Einblicke in die Methodik, deren Aufbau, Ziele und Entstehung wünschen, finden Sie ganze Artikel und Aufsätze auf dieser website.

Sinnvoll wäre es, zu Beginn - um die Denkweise und Methode zu verstehen und in die notwendigen tools eingeweiht zu werden (rhythmische und melodische Variationsformeln) - das Kapitel "Methode / Einführung anhand der Passacaglia" auf dieser website zu lesen. 
Für diejenigen, die ein tiefergreifendes Verständnis anstreben, empfehle ich, meine Arbeit Das Handwerk der "Inspiration" zu lesen, die im Rahmen eines Forschungsstipendiums der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg entstanden ist.

 

 

 

Alle Übungen  können Sie auf dieser website frei herunterladen!

 “Improvisieren ist auch nicht an geniale schöpferische Begabung gebunden, sondern ist das Ergebnis handwerklichen Könnens. Ob es zur Meisterschaft kommt oder im »Organistenzwirn« steckenbleibt, hängt vom Grad der Musikalität, von spielerischen Fähigkeiten und entscheidend fleissiger Übung ab.“  ( Herbert Kelletat)

Verwendete Abkürzungen

 

SK - Sopranklausel / Diskantklausel

AK - Altklausel

TK - Tenorklausel

BK - Bassklausel

 

EM - Eröffnungsmodell